Pornografie: Auch Frauen und Mädchen kämpfen damit

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Protect Young Eyes (Schütze junge Augen) gab uns die Erlaubnis, diesen Blog zu veröffentlichen. Schaut für mehr Informationen mal auf ihrer Webseite unter protectyoungeyes.com vorbei.

Das Internet hat unsere Kommunikation revolutioniert, und zwar insbesondere unter Mädchen im Teenageralter. Aber genau die Plattformen, die es uns leichter machen, miteinander in Verbindung zu bleiben, stellen auch einen außerordentlichen ertragreichen Nährboden für die stetig expandierende Pornografie-Industrie dar. Sowohl Jungen als auch Mädchen sind von unglaublich vielen freizügig und sexuell eindeutigen Inhalten nur ein paar Klicks weit entfernt.

Nur Jungs schauen sich Pornos an, oder?

Stereotypisch werden Jungen eher mit einer Abhängigkeit zur Pornografie in Verbindung gebracht. Es gibt jedoch auch eine überraschende Zahl junger Mädchen, die solchen Inhalten ausgesetzt sind und in den Konsum von Pornografie hineingezogen werden.

Als junge Mädchen damit begannen, das Internet und seine Möglichkeiten aktiv zu nutzen, kamen sie mit Pornografie meist durch Pop-up-Werbung in Verbindung, auf die sie völlig unschuldig klickten oder wenn aus Neugierde eine Suchmaschine zurate gezogen wurde. Diese Schlussfolgerung wird auch durch eine im Jahr 2008 durchgeführte Studie gestützt, die die Natur und Dynamik des Pornografie-Gebrauchs unter Kindern* untersucht. Im Rahmen der Untersuchung wurden über 500 Hochschulstudierende dazu befragt, ob, wie und welchen pornografischen Inhalten sie unter 18 Jahren ausgesetzt waren. Hierbei gab fast die Hälfte (42,3%) aller Mädchen an, die Bilder nicht aktiv gesucht zu haben, als sie damit in Verbindung kamen.

Lass dir dazu folgende Geschichte eines 17-jährigen Mädels durch den Kopf gehen, die ihre Geschichte anonym im Over 18 Project, einem Film über Abhängigkeit von Pornografie unter Kindern und Teenagern*, erzählte:

„Eines Tages sprachen wir in der Schule über Frauenprobleme und wie Frauen in den Medien dargestellt werden. Das Thema Pornografie kam dabei auch auf und ich dachte, da wir es in der Schule besprochen hatten, wäre es nicht verkehrt zu Hause etwas mehr darüber herauszufinden.

Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass „die Recherche“ zu einem Thema, [das wir in der Schule besprochen hatten], den Weg in das dunkle Loch der Pornografie unglaublich leicht machen würden. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie schnell Pornografie mein Leben verzehren würde. Nur Wochen vorher hatte ich nie wirklich über Pornografie nachgedacht und jetzt waren diese Bilder ständig in meinen Gedanken.“

Für dieses junge Mädchen hat sich eine einfache Recherche zu einem, von ihr als harmlos wahrgenommenen, Thema in eine dunkle, alles verzehrende Gewohnheit verwandelt.

Ein neuer, erschreckender Trend entsteht unter Mädchen im Teenageralter

In der Barna-Studie Das Pornografie-Phänomen: Die Auswirkungen von Pornografie im digitalen Zeitalter, geben jedoch 3% der Frauen zwischen 13 und 24 Jahren und 12% derer über 25 an, sich täglich, wöchentlich oder monatlich mit Pornografie zu beschäftigen.

Unterhaltungen mit einigen der jüngeren Mädchen lassen einen erschreckenden Trend erkennen.

Die meisten Mädchen im Teenageralter suchen aufgrund des Einflusses von gleichaltrigen Jungen nach Pornografie. Jungs sind häufig mit pornografischen Inhalten gesättigt und ihre Sexualerziehung beschränkt sich meist auf das, was von einem Bildschirm kommt. Gegenseitiges Umwerben ist altmodisch. Nackt-Selfies und Oralsex sind das neue Flirten.

In einem Blogbeitrag, den ich für Covenant Eyes* (wörtlich: Bündnis-Augen, der vertraglich gebundene Blick) schrieb, hielt ich folgendes fest:

„Die Statistiken der Barna-Studie offenbaren einen alarmierenden Trend. Junge und immer jüngere Mädchen nutzen den einfachen Zugang zum Internet, um sich online mithilfe von Pornografie über das Thema Sex zu informieren. Diese Mädchen zwischen 12 und 19 wachsen inmitten gleichaltriger Jungen auf, die häufig eifrige Konsumenten pornografischer Inhalte sind. Um dem „gerecht“ zu werden, was die Jungen möchten, schauen auch die Mädchen Pornos an.“

Peggy Orenstein gewährt in ihrem Buch Navigating the New Complicated Landscape (Einen Weg in der neuen, komplexen Welt finden) mit einem unglaublich aufwühlenden Zitat eines Mädchens im Teenageralter einen Einblick in diese Thematik:

„Ich treffe mich mit diesem richtig heißen Typen, “ vertraute ihr eine Oberstufenschülerin in Nordkalifornien an, „und wenn wir dann zur Sache kommen, schaltet mein Gehirn plötzlich um und ich bin keine reale Person mehr: es ist so, als würde ich etwas aufführen. Ich spiele jemanden… Aber ich weiß nicht mal wen ich spiele oder wer diese „sie“ eigentlich ist. Ich glaube, es ist irgendein Fantasiemädchen, vielleicht das Mädchen aus dem Porno.“

Jungen, die von Pornografie abhängig sind, können ihren Verstand betrügen und sich selbst glauben machen, dass Pixel besser als Personen sind. Genau auf die gleiche Art und Weise kann es jungen Mädchen passieren, dass ihre Sicht verzerrt wird. Sie glauben, dass die Dinge, die sie auf einem Bildschirm sehen, dem echten Leben entsprechen.

Wenn junge Mädchen früh pornografischen Inhalten ausgesetzt werden, kann das einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Pornografie anzuschauen, die Gewalttaten, Vergewaltigungen oder andere erniedrigende Handlungen gegenüber Frauen zeigt, hat Auswirkungen auf ein beeinflussbares jugendliches Gemüt.

Die bereits erwähnte Studie über die Natur und Dynamik des Pornografie-Gebrauchs unter Kindern* hat auch gezeigt, dass sich 19% der Mädchen als „unattraktiv oder unzureichend“ gefühlt haben, nachdem sie online Pornografie geschaut hatten. 25% berichteten von „ungewollten Gedanken über die Erfahrung.“

 Versprich, dass du nicht ausflippst

Erstens, liebe Eltern, möchte ich, dass ihr mir etwas versprecht. Am besten sprecht ihr mit mir jetzt gemeinsam folgenden Satz aus:

„Falls ich meine Tochter oder meinen Sohn je dabei erwischen sollte, sich Pornografie, egal, welcher Art, anzuschauen, werde ich nicht ausflippen.“

Du musst mir versprechen, nicht auszuflippen. Ich werde jetzt gleich ein paar Verhaltensweisen aufzählen, die darauf hindeuten könnten, dass sie sich etwas anschaut. Wenn du diese Verhaltensweisen beobachtest und überreagierst, wird diese Reaktion dein Kind jedoch nur zu noch mehr Scham und Schuld verdammen und genau das Gegenteil von dem bewirken, was du durch Überreagieren zu tun glaubst.

Dein Zorn wird sie nicht aufhalten. Dein Schimpfen wird sie nicht aufhalten. Deine Enttäuschung wird sie nicht aufhalten. All diese Dinge werden ihrem Scham-Zyklus genau den notwendigen Treibstoff dafür geben, um sie wieder in die Spirale der Pornografie zurückzuziehen. Tatsächlich wird sie, nachdem du sie für den Konsum von Pornografie ausgeschimpft hast, vielleicht entscheiden sich selbst auszukurieren und noch mehr Pornos anschauen, um sich besser zu fühlen. Das geht dann auf deine Kappe.

Sei neugierig anstelle von verdammend. Wenn du irgendeine der untenstehenden Verhaltensweisen beobachtest, sei erst mal neugierig. Du könntest etwas auch komplett falsch interpretieren.

5 Verhaltensweisen, die auf ein Problem mit Pornografie hinweisen könnten

Obwohl Eltern nicht alles filtern können, was ihre Teenager anschauen, können sie doch auf Warnsignale achten. Die folgenden fünf Warnsignale können ein Hinweis dafür sein, dass sich deine Tochter unangemessene Inhalte anschaut:

  1. Den Webbrowser schnell schließen. Wenn ein Elternteil in den Raum kommt und mitbekommt, wie sein Teenager schnell den Webbrowser schließt oder minimiert, kann es sein, dass sie sich unangemessene Inhalte anschaut.

  2. Die Webhistorie löschen. Ein bereinigter Web-Verlauf könnte darauf hinweisen, dass dein Teenager sein Internet-Verhalten zu verstecken sucht. Eltern sollten Regeln für das Speichern des gesamten Web-Verlaufs aufstellen. Nur den Eltern sollte es erlaubt sein, den gesamten Web-Verlauf zu löschen. Viele Smartphones, darunter auch das iPhone, haben eingebaute Einschränkungen,* die, wenn sie aktiviert sind, das Löschen des Web-Verlaufs steuern können. Oh, und Eltern, wisst ihr, was „inkognito“ oder privates Surfen ist? Fast jeder Browser verfügt über diese Funktionsweise, die, wenn sie aktiviert ist, den Web-Verlauf nicht verfolgt. Covenant Eyes ist eine Software-Lösung, die das Surfen im Inkognito-Modus überwacht.

  3. Herumschleichen. Ein Mädchen im Teenageralter, das viel Zeit allein oder spätabends online verbringt, ist einem größeren Risiko oder Risikoverhalten ausgesetzt. Werden Geräte hinter verschlossenen Türen benutzt? In Schlafzimmern? In Badezimmern? Eltern, vergesst nicht, dass Nackt-Selfies, auch wenn sie von sich selbst sind, in der Regel die Basis für Kinderpornografie darstellen*. Eltern sollten die Umgebung, in der das Internet genutzt werden kann, festlegen und kontrollieren* um Versuchungen zu minimieren.

  4. Kindersicherungen oder Überwachungssoftware deaktivieren. Teenager sind technologisch versiert! Wenn bei Computern oder Geräten plötzlich die Kindersicherung deaktiviert* oder die Überwachungssoftware* entfernt wird, sollte rasch ein Gespräch stattfinden.

  5. Ungewöhnliche Fragen zu sexuellen Aktivitäten stellen. Der Kontakt mit grafischen Darstellungen kann zu Besorgnis oder Verwirrung führen. Deswegen fängt ein junger Teenager vielleicht an, ungewöhnliche Fragen zu stellen. Eltern müssen ihren Kindern Aufmerksamkeit schenken. Höre genau zu, wenn dein Teenager etwas erzählt und finde so auch heraus, was unausgesprochen direkt unter der Oberfläche köcheln könnte. Vergiss nicht, dass der beständige und anhaltende Dialog* die beste Verteidigung der Eltern gegen die Versuchung des Internets darstellt.

Die meisten Eltern hoffen ihre Teenager durch eine umfassende Zensur vor unangemessenen Inhalten, die online verfügbar sind, schützen zu können. Aber es ist einfach nicht möglich, alle Internetzugänge zu kontrollieren. Gib ihr stattdessen Werkzeuge an die Hand, damit sie weiß, wie sie reagieren kann, wenn sie etwas Beunruhigendes sieht.